SAMMLUNG HANS SCHIFFERLE
[Unveröffentlichte Publikation, Hardcover, 21 x 27 cm, mit Texten von Florian Süssmayr und Fritz Göttler]
Hans Schifferle, 1957 bis 2021, Filmkritiker (u.a. für das SZ-Feuilleton) und notorischer Sammler.
Florian Süssmayr : "Ein paar Tage nach Hans Schifferles Beerdigung war ich mit Dolly Kuhn vom Werkstattkino in seinem Haus in München. Wir wollten bei seiner Frau Gudrun irgendetwas abholen, Filme, einen Super-8 Projektor. Was uns dann nach seinem Tod in dem Reihenhaus erwartete, war ein Vielfaches der damaligen Situation. Unmöglich, sich vorzustellen, wie man dort wohnen konnte. Kein Quadratzentimeter Platz, nicht mal in der Küche. (...) Es ist erstaunlich, wie sich Menschen ihren Lebensraum einrichten, und wie dominant dieser dann auf ihr Leben einwirkt.
Dass man diese Sammlung dokumentieren und erhalten müsste, war klar. Idealerweise wäre in dem Haus alles so geblieben, wie es war. Man hätte Besucher einzeln in diese Installation einlassen können. Aber natürlich spricht die Realität eine andere Sprache. So kam Barbara ins Spiel, die sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit der Eigenzeit von Orten und ihrer ästhetischen Erfahrbarkeit auseinandersetzt. In ihrer souveränen und klaren Bildsprache hat sie dieses Projekt fotografisch umgesetzt."
Fritz Göttler: "Haufen von Büchern und Zeitschriften, DVDs und Videocassetten, tollkühn aufeinandergestapelt, eine Ordnung ist auf den ersten Blick nicht erkennbar. Biographien von Regisseuren, Star-Glamour-Bände, Kataloge von Festivals aus aller Welt, Universitätsstudien, deren Druckvorlagen mit Schreibmaschine getippt sind, Esoterisches. Der Wert geht in die Hunderttausende. (...)
Zwischen Büchern und Filmen dann alles Mögliche, was als Nippes und Kitsch abgetan wird, Porzellanfiguren, Mädchen und Tiere, zierlich und erotisch, oder Spielzeugautos für Jungs, Zeitschriften und Jahrbücher zu Film und Motorrad, Poster, jede Menge Zeitschriften und Zeitungsausrisse und Kartons voller Motorradersatzteile. Alles mit der gleichen Ernsthaftigkeit gesammelt, keine Nischenkultur. Ein Reichtum der Nutzlosigkeit, des Widersinns, der Anarchie, den geläufigen Wertbegriffen abgetrotzt. Die gedrängte und gestapelte Menge bedeutet Abschirmung, ein Bollwerk des Materiellen gegen die unsichtbare, wolkige Diffusität der neuen digitalen Medien. Sammler, heißt es bei Balzac, die leidenschaftlichsten Menschen, die es auf der Welt gibt."














