CUXHAVEN SAIPAN
[Fotografien: Silbergelatineabzug /Baryt, Diasec, 150x105 cm, 5+1AP; Silbergelatineabzug/Baryt, Diasec, 100x70 cm, 10+1AP; Silbergelatineabzug/Baryt, 41x30 cm, 5+1AP; Gicleé Fine Art Print auf Baryt Satin, 33 x 48,5 cm, 5+1AP]
Ein Diskurs der Faktoren Wahrnehmung, Zeit und Realität in der Fotografie, mittels zeitaktueller und historischer Aufnahmen auf Glasplatten- Negativen. Strände und Dünen der Atlantik- und Pazifikküste, als Schauplätze des zweiten Weltkriegs und der Landung alliierter Truppen.
Auszug aus "Modelle intensiver Zeitwahrnehmung" von Dr. Till Julian Huss, in Trommeter-Szabó 2004-2015
"So sind die Fotografien der Serie Cuxhaven - Saipan aus den Jahren 2013 und 2014 Reenactments alter Aufnahmen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, deren Glasplatten-Negative sie aus dem Archiv eines ehemaligen Postkartenverlags kauften. (...) Die Künstler haben sich hierfür an die Küsten von Cuxhaven und Saipan, jenen Orten der angekauften Negative und historische Schauplätze des 2. Weltkrieges begeben und mit einem ähnlichen, sehr aufwendigen Aufnahmeverfahren Glasplatten-Negative angefertigt. In Ausstellungen (...) stellten sie die Ausbelichtungen der alten angekauften und der neuen selbstangefertigten Negative nebeneinander, ohne sie dem Entstehungsjahr nach zu unterscheiden. Durch die Perfektion in der technischen Nachahmung und motivischen Aneignung werden Vergangenheit und Gegenwart auf einer einzigen Zeitebene nivelliert."
Auszug aus "Gedanken zur Zeitlichkeit und Realität in den Fotografien Trommeter-Szabós" von Dr. Irene Mertens, in Cuxhaven Saipan (2014)
"Die Serie Cuxhaven-Saipan beschreiben Trommeter-Szabó als „Analyse der Faktoren Zeit und Realität“ in der Fotografie. Zeit in der Fotografie, das ist die Zeit der Aufzeichnung (Verschlusszeit des Objektivs, also Belichtungsdauer) und der Moment des Auslösens/der Aufnahme (Uhrzeit, Tag, Jahr). Darüber hinaus aber auch der Moment des Betrachtens, der fertig entwickelten/ausbelichteten Fotografie, der Moment der Veröffentlichung. (...)
„Die Fotografie ist somit als Medium fähig Anwesenheit und Abwesenheit, Gegenwart und Vergangenheit miteinander zu verweben.“ (Margaret Iversen; Was ist eine Fotografie?, in Paradigma Fotografie, 2002). Möglicherweise liegt darin auch die,
der Fotografie innewohnende Magie begründet. Doch auch die erzählte Zeit ist durch Änderung der Kontextualisierung manipulierbar,beispielsweise durch Auswahl der Betitlung und Schaffung eines neuen Zeitablaufs/einer Geschichte durch Zusammenstellung zu einer Reihe. (...)
Vergegenwärtigt man sich, dass Fotografien der Serien Cuxhaven & Saipan auch in großen Endformaten umgesetzt werden, erhält die inhaltliche Arbeit um die Verzahnung von Realität und Zeit eine weitere avantgardistische Referenz: Das Blow-up (e.g. siehe gleichnamiger Film Antonionis) lässt den Betrachter lediglich von der Oberfläche des Fotopapiers abprallen. Im stark vergrößerten Foto - mit sichtbarem Korn - finden sich wiederum keine Verweise auf die reale Zeit und den realen Ort.
(...) „ Jedes fotografierte Objekt ist nur die Spur, die das Verschwinden von allem anderen hinterlässt. Das ist ein fast perfektes Verbrechen, eine fast vollständige Auflösung der Welt, die nur die Illusion dieses oder jenes Objekts ausstrahlt, wovon das Bild dann ein unbegreifliches Rätsel macht. Auf Basis dieser radikalen Ausnahme haben Sie einen unvergleichlichen Ausblick auf die Welt. Es geht nicht darum zu produzieren. Es liegt alles in der Kunst des Verschwindens.“ (Jean Baudrillard; Denn die Illusion steht nicht im Widerspruch zur Realität, 1998).
Cuxhaven (Düne #04), 2013
Cuxhaven (Düne #07) 2013
Saipan (Welle #01), 2013
Saipan (Welle #04), 2013
Saipan (Düne #12), 2013
Cuxhaven (Düne #06), 2013
Cuxhaven (Sonnenuntergang), 2013
Saipan (Düne #05), 2013
Saipan (Düne #10), 2013